Die "Course Camarguaise" oder auf Provençal "Corsa camarguenca"

Diese Tradition und ihre Anfänge reichen weit zurück, das älteste Zeugnis ist von 1402 wo in Arles ein Stierkampf zu Ehren Ludwig II, Graf der Provence, veranstaltet wurde.

Gegen ende des 19. Jahrhunderts wurden diese Zirkusspiele heftig kritisiert und man ging zu einer weniger grausamen Form über. Der Mensch spielt mit dem Stier. Man befestigte verschiedene Dinge zwischen den Hörnern, Blumen, Tücher, dreifarbige Kokarden der Stierzüchter oder auch Würste oder andere Lebensmittel, die die jungen Kämpfer abreißen sollten.

Um 1890 wird von den Züchtern der Wert der Rasse erkannt, durch ihren Körperbau und ihre Angriffslust eignen sie sich eher zum Kampf als zur Arbeit. Man bringt nun Kokarden zwischen ihren Hörner an und es werden Prämien ausgegeben, die derjenige bekommt, der sie abreißen kann. So entsteht die "Course libre", der provenzalische Stierkampf.

Es wird eine Regelung eingeführt, die die Kokarden und Haken (crochet) betrifft. Es werden nur noch "richtige" Raseteurs zugelassen. Sie sind in weiß gekleidet.

Die Course Camarguaise, die erst seit 1975 so heißt, ist offiziell als Sport anerkannt. Bis 1966 hieß sie noch Course libre und danach Course à la cocarde.

Vor der Course gibt es üblicherweise ein "Abrivado", die Stiere werden von der Weide zur Arena getrieben. Die Stiere werden dabei von den Pferden der Gardians eingekreist und voran getrieben, nach Ende des Stierkampfes gibt es die Bandido, die Stiere werden wieder auf die Weide getrieben. Natürlich geschieht das nicht einfach so, natürlich wollen die Gardians ihre Stiere im Verbund zusammen halten, die Menschen auf der Straße wollen das nicht und so sieht man immer wieder wie versucht wird die Pferde zu irritieren und auseinander zu bringen.

Ich habe hier ein Foto von einem Bandido, die anderen Gardians warten schon vor der Arena.

Der Ablauf einer normalen Course ist immer derselbe:

Abrivado = Ankunft der Stiere

Capelado = Einzug der Raseteure,

Stierkampf = 6 Stiere, die jeweils eine viertel Stunde in der Arena sind. Nach dem dritten Stier gibt es eine Pause.

Nach Ende der eigentlichen Course gibt es manchmal noch einen Jungstier oder eine Kuh für die Jugendlichen und zukünftigen Raseteurs.

Bandido = Auszug der Stiere

 

Bevor der Stier in die Arena gelassen wird, erfolgt ein langer Trompetenstoß um ihn anzukündigen. Der Biou (Ochse) oder die Kuh kommt aus dem Toril (Stall)und sucht sich "seine" Stelle in der Arena. Der Vorsitzende (La Presidence) nennt den Namen des Stieres, den Namen der Manade und kündigt die Prämien für die Kokarde und die Eicheln an. Sind Stiere von mehreren Manaden beteiligt trägt der Stier auch eine Devise in Farben der Mande. Nach einem zweiten kurzen Trompetenstoß dürfen die Raseteurs den Stier provozieren.

Hier sieht man es gut; zwischen den Hörnern das Rote ist die Kokarde und das Weiße an den Hörner die Eicheln, auf dem Rücken die Devise in Farben der Manade.

Ein Crochet

 

Le Raset, das Abreißen der  Kokarde oder der Eicheln läuft folgendermaßen ab:

Der Tourneur, ein ehemaliger Raseteur, lenkt die Aufmerksamkeit des Stieres durch Rufen und Gesten auf sich, um ihn gut für den Raseteur zu platzieren. Der Raseteur läuft los, der Stier greift an. Die beiden kreuzen sich und der Raseteur versucht dem Stier mit dem Crochet die Attribute abzureißen. Zuerst die Kokarde, dann die Eicheln und zum Schluss die Bindfäden. Es folgt die Flucht die Flucht des Raseteurs hinter die Barrikaden, ein guter Stier verfolgt ihn, viele springen hinterher oder zerstören die Bande.

Der Stier bleibt maximal 15 Minuten in der Arena, ein dritter Trompetenstoß  gibt das Signal für den Rückzug des Stieres in den toril, egal ob die Attribute abgerissen wurden oder nicht. Wenn ein Stier die Arena nicht verlassen will, so schickt man einen Simbeù, ein Anführungsrind der Manade mit Glocke um den Hals.

 

Die wichtigsten Stierkampfarten , die in der Saison von März bis November stattfinden:

La Royale - die sechs besten Stiere einer Manade (Zucht)

La Course des Manades - Stierkampf mit Stieren aus verschiedenen Manaden

La Course  de Taù - Stierkampf mit ausschließlich nicht kastrierten Stieren

La Course de Protection - Stierkampf mit jungen Stieren und noch in der Ausbildung stehenden jungen Raseteurs